
In den letzten Jahren meldeten immer weniger Unternehmen Insolvenz an. Dies ist u.a. auf die aktuell gute Konjunktur zurückzuführen. Allerdings wird von etlichen Wirtschafts-fachleuten prophezeit, dass bei einer schlechteren Konjunktur auch die Unternehmensinsolvenzen wieder steigen.
Damit Sie eine Unternehmenskrise oder gar eine Insolvenz vermeiden, empfiehlt es sich eine Risikofrüherkennung zu implementieren. Wie Sie eine Risikofrüherkennung aufbauen können, erfahren Sie in diesem Bericht.
Krisenprävention
Ein Früherkennungssystem dient zur Prävention, sodass Unternehmen mit einem zeitlichen Vorlauf Unternehmens- und / oder Marktentwicklungen erkennen, sich auf die Entwicklung einstellen und frühzeitig reagieren können.
Aufbau der Risikofrüherkennung
Die Früherkennung unterteilt sich in 3 Generationen. Dabei wird die 1. Generation durch eine Unternehmensplanung sowie durch Kennzahlen geprägt. Die 2. Generation beschäftigt sich mit der Beobachtung und Auswertung von Indizien, also dem Deuten von zukünftigen, vagen Entwicklungen. In die letzte Generation gliedern sich sog. schwache Signale, die dem Unternehmen anfänglich als unscharfe Informationen vorliegen. Dementsprechend fokussiert sich die 1. und 2. Generation auf operative Ansätze und die 3. Generation auf strategische Aspekte. Nachfolgend listen wir insbesondere für die 1. und 2. Generation beispielhafte Ansätze auf.
Ansätze der Risikofrüherkennung
1.Generation
Die 1. Generation baut neben einem Kennzahleneinsatz vor allem auf eine ordentliche Unternehmensplanung und auf eine monatliche geführte Finanzbuchhaltung auf. Insbesondere die Unternehmensplanung dient einem Unternehmen grundlegend zur Prävention.
Beispielhafte Ansätze
- Unternehmensplanung (Planungshorizont 2-3 Jahre), ideal integrierte Planung mit folgenden Bestandteilen:
- Ertragsplanung
- Liquiditätsplanung
- Bilanzplanung
- Liquiditätsvorschau der nächsten 3 Monate
- Hochrechnungen der Ist-Werte auf Periodenende (bspw. Quartals- oder Jahresende) und vergleich mit Planwerten
- Forecast-Abbildung, die Geschäftsführung erstellt auf Basis der Ist-Zahlen und der aktuellen Erkenntnisse regelmäßig eine (grobe) Vorschau über die Entwicklung der wesentlichen Plangrößen
- Erstellung von diversen Kennzahlen. Die Kennzahlen sollen sich zum einen auf Werttreiber und anderseits auf die Zukunft richten. Deshalb sollen Unternehmen nicht nur vergangenheitsorientierte Finanzkennzahlen nutzen. Ferner sind die Ist-Ergebnisse der Kennzahlen mit Soll-/Planwerten zu vergleichen.
2. Generation
Kennzahlen der 1. Generation besitzen oft nur einen geringeren zukünftigen Horizont und beziehen sich oft auf Vergangenheitswerte. Folglich besteht auch ein kleineres Zeitfenster zur Reaktion. Deshalb sollten noch Indikatoren aufgenommen werden. Der Indikator gibt einen ersten, frühzeitigen Eindruck über eine potenzielle Entwicklung.
Beispielhafte Ansätze:
- zu Mitarbeiter: Mitarbeiterzufriedenheit, Fluktuationsrate, Krankenquote, Altersstruktur der Mitarbeiter
- zu Kunden: Kundenzufriedenheit, Weiterempfehlungsrate, Kundentreue, Kundenbeziehung, Veränderung der Verkaufsgewohnheiten
- zu Qualität: Reklamationsquote, Nachbearbeitungsquote, Ausschuss
- zu Vertrieb: Anzahl Anfragen und Angebot, deren Verhältnis, angenommene Angebote
- zu Einkauf: Entwicklung der Einkaufspreise, Liefertreue der Lieferanten
- zu Konjunktur: Geschäftsklima, Konsumklima (diverse Vorhersagen von Instituten z. B. Ifo-Indikatoren), Zinsentwicklung, Inflationsrate, BIP-Entwicklung
3. Generation
Die 3. Generation beschäftigt sich vor allem mit der strategischen Ausrichtung und der strategischen Weitsicht. Dadurch sollte ein Unternehmen sich regelmäßig mit der strategischen Positionierung auseinandersetzen.
Fazit
Die Praxis bietet eine Fülle von Ansätzen. Allerdings müssen diese Ansätze auch auf das Unternehmen passen, damit das Unternehmen ein Mehrwert erzielt. Darüber hinaus sind die methodische Umsetzung und auch die Plausibilisierung der Ergebnisse essentiell. Denn ansonsten bieten die Ansätze kein Aussagegehalt.
Tipp der KANZLEI NICKERT
Fokussieren Sie sich zuerst auf eine ordentliche Grundlage, insbesondere eine aussagekräftige Unternehmensplanung.
Nutzen Sie die aktuell gute Konjunkturlage, um Ihr Unternehmen auf eine schlechtere Wirtschaftslage vorzubereiten.
Installieren Sie rechtzeitig eine Risikofrüherkennung, sodass Sie nicht in eine Unternehmenskrise gelangen.
Sensibilisieren Sie die Mitarbeiter über die Auswirkungen und Nutzen einer Risikofrüherkennung.
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